Namensgedächtnis – Hintergrund & Tipps

In der letzten Woche begegnete mir bei zwei Gelegenheiten das Problem “Namen merken”. Zuerst bei einem Führungskräftecoaching und dann noch am Freitag nach dem Vortrag “Integriertes Lernen lernen”. Das Thema hat mich auch selbst lange verfolgt. Mein Namensgedächtnis war lange Zeit furchtbar und da geht es vielen so.

Hintergrund für schlechtes Namensgedächtnis
Gerade Menschen, die eher in Zusammenhängen denken und sich mehr um Verständnis bemühen als Dinge einfach auswendig aufzunehmen, haben Probleme sich Namen einfach zu merken. Man möchte verstehen, wie die Dinge funktionieren, warum jemand etwas macht. Aber wie etwas heißt ist nur ein Beiwerk – das Etikett an einer eventuell interessanten Sache. Und bei Sachen ist es meist nicht so schlimm, wenn einem die Bezeichnung entfällt. Vergessen wir hingegen die Namen von Menschen, die wir eigentlich doch bereits kennen sollten, dann ist das unangenehm. Es wirkt schlicht aufmerksam, höflich und wertschätzend, wenn wir uns die Namen merken. Um es uns nicht anmerken zu lassen, wenn uns der Name entfallen ist, sind wir Meister im Umschiffen der Tatsache, dass das Namensetikett nicht länger an der Person haftet.

Namensgedächtnisdoping
Hier gibt es einige Möglichkeiten und nicht alle eignen sich in gleichem Ausmaß für jeden. Probieren Sie diese einfach aus und Sie werden definitiv rasch eine Verbesserung bemerken.

  1. Rasches Wiederholen des Namen im Geiste
    Wenn Ihnen jemand vorgestellt wird oder sich Ihnen jemand vorstellt, dann sind viele von uns mehr an den Informationen interessiert, die nach dem Namen kommen. Was macht die Person? Woher kommt sie? Wie steht sie zu jenem oder jener in Beziehung? usw. Zügeln Sie Ihre galoppierenden Gedanken und fokussieren Sie bewusst auf den Namen, der Ihnen genannt wird. Betrachten Sie entspannt das Gesicht der Person und wiederholen Sie in Gedanken Ihren Namen mit maximaler Konzentration mehrere Male. Dies ist keineswegs eine elegante Art des Lernens. Auf diese Weise prügeln wir vielmehr die Information in einen Neuronenpfad hinein. Das Gehirn merkt sich nur Dinge, die von Bedeutung sind. Das sind Informationen deren Nützlichkeit sich uns direkt erschließt oder Dinge, auf die wir oft die Aufmerksamkeit lenken – da wir damit dem Gehirn sagen, dass es wohl wichtig sein muss. Sonst würden wir es nicht so oft wiederholen. Eigentlich ist es ein billiger Trick – aber funktioniert, zumindest mittelfristig.
  2. Verbindungen herstellen
    Jegliche Verbindung des Namens mit z.B. dem Aussehen, dem Beruf, der Wesensart, der Stimme, dem Namen eines Bekannten, Ähnlichkeiten mit Freunden und Bekannten, etc. hilft den Namen der Person zu speichern. Jede Eselsbrücke ist dafür sinnvoller als das bloße Wiederholen. Eselsbrücken bauen Sie ganz einfach. Entspannen Sie Ihren Verstand und die Information, die hochkommt, wenn Sie den Namen in Zusammenhang mit der Person hören, ist die Information an die Sie den Namen binden. Je witziger und besonderer die Verbindung ist, umso leichter merkt man sich diese.
  3. Die Person mit Namen ansprechen
    Das sollte man nicht zu oft machen (weil es bei übertriebener Anwendung komisch rüberkommt), aber hin und wieder sollte man den Namen der Person aussprechen und sie dabei ansehen oder an sie denken. Die gleichzeitige Aktivierung von Informationen (Name / Gesicht) führt im Gehirn immer zu einer verstärkten Koppelung dieser Daten. Beim Verabschieden ist es durchaus höflich und angenehm, wenn man den Namen nennt und – sofern es der Wahrheit nahe kommt – betont, dass es ein Vergnügen war die Bekanntschaft gemacht zu haben oder das Gespräch zu führen.
  4. Vertiefung – Namen schreiben / Systeme entwerfen
    Wer sich geschäftlich auf Treffen vorbereitet oder sicherstellen will, dass die Namen länger im Gehirn verweilen, der kann sich eine Namensstruktur schreiben. Hierbei nimmt man einfach ein Blatt Papier und schreibt die Namen auf, die für ein Projekt, eine Firma, etc. wichtig sind. Man zieht auch Striche zwischen den Namen, um die Verbindungen herzustellen, die nicht hierarchisch sein müssen. Es sollte gar keine geradlinige Liste sein. Sie können die Beziehung der Personen durch die räumliche Nähe zum Ausdruck bringen. Sie können die informellen Führer etwas weiter oben schreiben als jene, die eher folgen denn führen. Dadurch bekommen Sie auf das Papier eine Unmenge sinnvoller Informationen, die Sie durch inhaltliche Kurznotizen erweitern können. Wenn Sie sich hin und wieder die Skizze ansehen, dann wissen Sie wie die Personen zueinander stehen und dadurch aktivieren Sie eben im Gehirn nicht nur den Namen, den Sie gerade sehen sondern alle weiteren, die mit dieser Person in Verbindung stehen. So nutzen Sie Ihr Gehirn gehirngerecht.
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